Unsere erste Runde auf dieser Tour führte Iain und mich nach Lexington. Leider lief es diesmal nicht so reibungslos ab wie sonst üblich. Wir hatten im Weather Channel schon von einer Schlechtwetterfront gehört, die South Carolina bis Maine alles in starken Schneefall und Eisregen hüllen sollte. Bis zu unserem Fahrerwechsel in Ft. Chiswell VA blieb der Sturm aber wohl immer hinter uns und wir bekamen keine einzige Flocke zu Gesicht.
Dann ging es aber schon langsam los, und als ich bei Fancy Gap den Paß herunterkam, sah ich nur noch weiß. Nach einer knappen Viertelstunde war die Fahrbahnmarkierung nicht mehr zu erkennen, kurze Zeit später war der Straßenbelag nicht mal mehr zu erahnen und eine äußerst schmierige Pampe lag auf der Fahrbahn. Leitplanken zur Orientierung gibt es dort auf der I-77 auch nicht, und so rollt man praktisch blind durch die Schneewüste. Ich habe mich also in die sich bildende Schlange eingereiht und bin mit gemütlichen 30 Meilen den Spuren des Vordermannes gefolgt.
Auch wenn man mit einem voll beladenen Sattelzug relativ unbeschwert über diese gut 10 Zentimeter dicke Eis- und Schneeschicht fahren konnte, vergaßen einige Supertrucker wohl, daß sie nicht alleine auf dem Highway unterwegs waren. Diese kamen vornehmlich aus für ihren Schneereichtum bekannten Südstaaten wie South Carolina, Alabama und Georgia und hatten offensichtlich schon eine Menge Erfahrung bei Glätte. Sie bügelten mit 70 Meilen pro Stunde haarscharf an Pkws vorbei, die im Blindflug unterwegs waren und dabei von links nach rechts rutschten. Mein Tipp: Wenn man Fahrbahn nicht mehr vom Straßengraben unterscheiden kann, einfach mal vom Gas gehen!
Das konnte natürlich nicht lange gutgehen, und irgendwo bei 40 habe mich dann verhauen und aufgehört, die im Mittelstreifen liegenden Trucks zu zählen. Blödes Volk! Einer, der mich ein paar Sekunden vorher noch überholt hatte, übrigens beladen mit UN1203 (Benzin, weils so schön rummst beim Aufschlag...), rutschte mit dem linken Vorderrad in den Graben, sackte ein und verriß anschließend das Steuer, woraufhin er zuerst rechts einen Pkw in den Seitenstreifen stieß und dann wieder zurück in den Mittelstreifen schleuderte, wo er eingeknickt in einem Wäldchen zum Stehen kam. Der Auflieger ragte dabei noch schön auf die Fahrbahn, ist zum Glück heil geblieben.
Der Highway wurde natürlich sofort gesperrt und so durften wir mehrere Stunden hinter diesem Gehirnakrobaten ausharren. Die Bergung gestaltete sich aber ziemlich schwierig, da die Tow Trucks im Schnee mehrmals steckenblieben. Hab mir die Zeit ganz gut mit unserer Kaffeemaschine und Drei Damen vom Grill auf DVD vertreiben können =) Erst als der Morgen dämmerte, konnten wir endlich wieder weiter und unseren Weg nach Lexington fortsetzen.